Interview: Die Herausforderungen der Reinigungskraft in einem Pflegeheim

Zwischen Zeitmangel, Anerkennungsdefiziten und strukturellen Problemen

Seit nunmehr 11 Jahren übt Frau E. ihre Tätigkeit als Reinigungskraft aus.
In einem Interview berichtet sie uns speziell von der Arbeit als Reinigungskraft in einem Pflegeheim und den damit einhergehenden Herausforderungen.


Als erfahrene Reinigungskraft hat sie in diesen 11 Jahren nicht nur schwere körperliche Arbeit geleistet, sondern auch Einblicke in die komplexen Herausforderungen erhalten, die mit dieser wichtigen Aufgabe zusammenhängen.


Mit circa 36 Zimmern, die in einer Arbeitszeit von 3,85 Stunden gereinigt werden müssten, blieben ihr gerade einmal etwa 6 Minuten pro Zimmer mit dazugehörigem Badezimmer.
Dazu kämen noch wöchentliche Staub- und monatliche Türreinigungen, für die jedoch keine extra Zeit einkalkuliert werde, was zu Lasten anderer Aufgaben ginge.
Selbst die Grundreinigung nach einem Todesfall müsse in die begrenzte Normzeit passen.
Die Arbeitsbelastung auf die verfügbaren Stunden und MitarbeiterInnen verteile sich deutlich unausgewogen.
Obendrein stiegen die Anforderungen von Vorgesetzten, sowie die des Pflegepersonals, ständig - konträr hierzu steige allerdings weder der Lohn, die verfügbare Zeit, noch die Anerkennung!

Eine konforme Einhaltung der Hygienerichtlinien, die von entscheidender Bedeutung sind, gestalte sich schwierig bis unmöglich. Zeitmangel und Organisationsfehler stünden dem entgegen.


Statt einheitlicher und aktueller Reinigungspläne gebe es Papierlisten - diese gibt es im Fall von Frau E. sogar nur auf den öffentlichen Toiletten.
Krankheitsfälle seien im Reinigungsplan ebenfalls nicht berücksichtigt, wodurch eine kranke Reinigungskraft sich selbst die Frage stellen müsse, ob die ganze Arbeit liegen bleibt, weswegen sie kritisiert werden würde, oder ob schlichtweg krank gearbeitet werde, was zu guter Letzt zu einem Teufelskreis aus immer wiederkehrender Krankheit, bis hin zum Burn-Out oder anderweitiger langfristiger Gesundheitsschädigung o.ä. führen würde.
Frau E. selbst habe bereits mit Ausschlägen an den Händen zu kämpfen und beschrieb auch, dass sie merke, immer häufiger krank zu sein.


Zu den organisatorischen und körperlichen Herausforderungen kämen auch noch emotionale Belastungen.
Die BewohnerInnen des Pflegeheims bauen eine Bindung zu den Reinigungskräften auf und sehnten sich nach freundlichen Gesprächen. Doch die knappe Zeit erlaube kaum solche zwischenmenschlichen Kontakte.
Frau E. berichtet, dass es ihr durchaus schwerfalle, wenn sie kaum auf die BewohnerInnen eingehen könne und die Enttäuschung darüber bemerke.
Besonders der Umgang mit stark dementen BewohnerInnen, der Verfall und Abbau, den sie miterlebe, sowie der Tod belasten ihre Psyche.


Überdies empfinde Frau E. es als unangemessen, dass die BewohnerInnen einen hohen Preis für den Platz im Pflegeheim zahlen müssten, welchem die Sauberkeit nicht gerecht werden könne.


Trotz all der Herausforderungen und kritischen Belastungen werde ihre wichtige Arbeit, die die Sicherheit und das Wohlbefinden der BewohnerInnen, der MitarbeiterInnen und BesucherInnen sichert, nur mit einem Lohn von 12 Euro die Stunde vergütet.

Im Vergleich zur Gebäudereinigung, bei der nach Quadratmetern bezahlt werde, stehe die Bezahlung in Pflegeeinrichtungen im Ungleichgewicht. Obwohl die Belastung in gewisser Weise teils höher sei, werde weniger gezahlt.


Insgesamt zeigt das Interview die vielschichtigen Probleme und Belastungen, mit denen Reinigungskräfte in Pflegeheimen konfrontiert sind.
Von Zeitmangel über Anerkennungsdefizite bis hin zu strukturellen Schwierigkeiten bleibt viel Raum für Verbesserungen, um eine angemessene Arbeitsumgebung zu schaffen.


Frau E. unterstütze die Idee von Softwarelösungen wie Mentamine, die Schulungen ermöglichen und bei der Überarbeitung des Reinigungsplans sowie der Dokumentation helfen könnten. Der aktuelle Arbeitsplan sei praktisch nicht vorhanden, was zu Unsicherheiten führe.


Wir danken Frau E. für ihre Zeit und das offene Gespräch!

wave
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